2024 10 18 - Tag 7 - Die Geier kreisen schon

Heute hatten wir wieder Glück mit dem Wetter - die Sonne lachte vom Himmel, es war nur kühler als bisher - aber gut wir sind ja auch irgendwo um die 900 - 1000m Seehöhe unterwegs. Begonnen haben wir mit der Besichtigung von Tarazona.

Zuerst ging es zum Rathaus, es hat seinen Sitz in der ehemaligen Warenbörse (lonja), einem imposanten Renaissancebau mit Balkonen und einer Loggia im Obergeschoss. Übrigens: Wenn man Tomaten so sehr verabscheut wie ich, dann sollte man das San Atilano-Fest am 27. August meiden, bei dem wird nämlich eine Figur mit dem Namen “Cipotegato” mit Tomaten beworfen. 

Weiter ging es zur Kathedrale von Tarazona, die im frühen 13. Jahrhundert im Stil der französischen Gotik entstand und im Jahr 1232 geweiht wurde. In einem der vielen Kriege wurde die Kathedrale stark beschädigt und der Wiederaufbau erfolgte im Mudéjar-Stil.

Im Mudéjarstil wurden Materialien sowie Bauformen und Dekor aus der islamischen Architektur wie Hufeisenbogen, Stalaktitgewölbe, Stuckornamente und Majolikadekor mit dem Stilrepertoire der Romanik, der Gotik oder der Renaissance verbunden. Man sieht das besonders schön im oben abgebildeten Turm der Kathedrale.

Es ging danach nach Soria, die Stadt am Fluss Duero wurde bereits in vorrömischer Zeit von Keltiberern besiedelt. Der Ort Numantia war die Hauptstadt der Keltiberer die später von den Römern erobert wurde, Interessanter Fakt am Rande: Der erste römische Angriff von 153 v. Chr. scheiterte daran, dass die eingesetzten Elefanten das eigene Lager niedertrampelten, nachdem sie von den Keltiberern mit Steinen beworfen worden waren. Leider haben wir die Ausgrabungsstätten nicht besichtigt - mich hätten sie sehr interessiert.

Stattdessen ging es erst mal zum Klosters San Juan de Duero. Heute sind nur noch die Kirche aus dem 12. Jahrhundert und der Kreuzgang erhalten. Ich gebe zu ich war in diesem Kreuzgang sehr abgelenkt von den unzähligen Geiern die plötzlich über uns kreisten (das waren nicht die Einzigen heute (Fotos finden sich weiter unten, im Daily Photo Blog und der Vögel Galerie)

Der Kreuzgang war ursprünglich mit einem Holzdach gedeckt, interessant ist die Hufeisenform diese geht wahrscheinlich auf islamische Einflüsse zurück. Das Kloster gehörte übrigens zum Johanniterorden, einem Ritterorden. Soria scheint sehr beliebt bei Ritterorden gewesen zu sein, denn auch die Templer und der Orden von Calatrava hatten sich hier niedergelassen.

Die Stadt selbst hat ein paar sehr nette Ecke, und natürlich auch einige Kirchen vorzuweisen. Ich habe mich einfach in der Mittagspause durch die Gassen und den Park treiben lassen. Schade das der Fluss relativ weit weg war (das Stadtzentrum liegt oben am Stadthügel), ich wäre gerne am Ufer spazieren gegangen.

Der nächste Stopp war in Calatañazor. Dieser idyllische Ort hat nur mehr ca. 40 Einwohner. Der Name stammt aus islamischer Zeit und bedeutet so viel wie „Adlerburg“ und erinnert an die Zeit der islamischen Herrschaft über weite Teile der Iberischen Halbinsel.

Diese ging im nördlichen Teil mit einer Niederlage des Feldherrn Almansor im Sommer des Jahres 1002 in der Schlacht von Calatañazor endgültig zu Ende. Einen historischen Beleg für diese Schlacht gibt es übrigens nicht. Hier hätten wir gerne länger bleiben können die alten Häuser sind einfach wunderschön anzuschauen. 

Und hier kamen uns die Geier durch die Thermik ganz nahe - ich werde ja leicht durch Vögel abgelenkt, aber das war der Wahnsinn - einem wilden Gänsegeier war ich noch nie so nahe - einfach Perfekt! Hier noch ein paar Fakten zu diesen majestätischen Vögel: Die Körperlänge ausgewachsener Exemplare beträgt 93 bis 110 cm, die Spannweite 234 bis 269 cm. Die Tiere wiegen 6,2 bis 11,3 kg.

Auf unserem Weg zum letzten Halt des Tages kamen wir auch am Castillo de Ucero vorbei. Vielleicht war es ja eine Burg der Templer - den deren Anwesenheit hier ist belegt, nur nicht welche Besitzungen sie hier hatten.

Wunderschön war unser kleiner Spaziergang im Naturpark “Cañón del Río Lobos”,eEs handelt sich um einen Kalkstein-Canyon mit senkrechten Wänden. 

In der Schlucht steht die im 13. Jahrhundert aus exakt behauenem Steinmaterial errichtete Kapelle der Ermita de San Bartolomé, deren schmucklose Fassade an eine Felswand angelehnt ist.

Es gibt ja einige Höhlen in dem Gebiet, aber beeindruckend ist die große Höhle die unweit der Kirche steht. Wirklich Schade das wir nicht mehr Zeit zum Erkunden hatten, denn neben Geiern soll es hier noch mehr an Tieren geben - nur die scheuen natürlich uns lärmende Menschen. 

Vor einer Höhle oben an der Felswand konnte ich dann noch diesen Geier fotografieren. Das war ein wirklicher wunderschöner Tag!