Keine Sorge, ich bin nicht in einem Karl-May-Film gelandet (auch gedreht wurde er nicht hier), aber bei unserem ersten Besichtigungspunkt kreisten plötzlich unzählige Gänsegeier über uns. Da ich mich ja leicht von Vögeln ablenken lasse habe ich fast das Kloster vergessen in dem wir uns befanden.
Aber nur fast! Das erste Kloster dieser Reise war das kleine Kloster Agios Georgios Selinari. Der Name Selinari stammt der Legende nach daher das der Mönch Nikolaos hier während der Nacht und im Dämmerlicht des Mondes gebaut hat (wahrscheinlich war es im Tagsüber zu heiß).
Der kleine Tempel wurde im 16. Jahrhundert gebaut und besteht nur aus einem Zimmer (siehe oben und das kleine Bild unten ganz rechts). Die Klosteranlage rundherum ist im 20. Jahrhundert neu aufgebaut worden und wirklich schön. Es leben nur eine Handvoll Mönche in dem schönen Komplex.
Wenn man über die Insel fährt muss man immer mit Überraschungen rechnen, so zB auch das plötzlich eine Schafherde die Straße verstopft.
Die Schafe sind uns auf dem Weg nach Kritsá begegnet, einem Dorf das sich, wie so viele, Terrassenförmig an den Fels schmiegt. Dieser Ort ist sogar ein Drehort - für den Film “Der Mann der sterben musste” (den ich nicht gesehen habe)
Heute ist übrigens der griechische Nationalfeiertag. Man gedenkt an diesem Tag der Befreiung von der fast 400-jährigen Türkenherrschaft, die mit dem Aufstand 1821 begann. Gleichzeitig wird die „Verkündigung des Herrn“ (Evangelismos) gefeiert, d. h. der Geburt Jesu an Maria durch den Erzengel Gabriel.
Im ganzen Land gibt es Prozessionen und wir konnten auch einer beiwohnen. Erst marschierten die Kinder (von den Kindergartenkindern bis zu den Teenagern), und am Schluss noch eine kleine Gruppe in historischen Gewändern.
Danach ging es ans Meer. Eine Schifffahrt rund um die Insel Spinalónga stand auf dem Programm. Im 16. Jahrhundert errichteten die Venezianer hier eine Seefestung.
1904 wurde die Insel zur Leprakolonie, es zogen 251 Leprakranke “ein”. Am Höhepunkt der Kolonie lebten ca. 300 Menschen hier. Im Schnitt starb jeden Tag ein Kranker und ein Neuer zog ein. Bis 1957 war Spinalonga Leprastation und damit eine der letzten Leprakolonien Europas. Der letzte Einwohner, ein Priester, verließ die Insel 1962. Leider konnten wir nicht auf die Insel, wir sind für alles ein wenig zu früh dran (das liegt auch daran, dass das orthodoxe Ostern erst auf den 5. Mai fällt und wir in der Nebensaison hier sind)
Spinalonga liegt in der Bucht von Eloúnda und gibt als Ort nicht viel her - aber ich habe doch ein paar nette Details zum Fotografieren gefunden.
Unser letzter Programmpunkt war der Besuch von Ágios Nikólaos. Die Stadt war im 3. Jhd. v. Chr. eine Gründung der Dorer. Wer in Geschichte nicht aufgepasst hat (oder es nicht gelernt hat - nach den Schilderungen meiner Neffen und meiner Nichte kann ich das leider nicht ausschließen), die Dorer waren ein griechischer Volksstamm. Wer jetzt sagt: Eh klar: Griechen in Griechenland darf nicht vergessen - hier lebten die Minoer, und die waren keine Griechen.
Ein Highlight hier ist sicher der Voulisméni-See. Angeblich hat der See keinen Grund, Panzer und Lastwagen sind darin spurlos verschwunden - sehr mysteriös. Es gibt sogar eine These das der See unterirdisch mit Santorin verbunden ist.
Und da wir in Griechenland sind, und ich heute noch keine Griechische Sage zum Besten gegeben habe: Hier steht am Hafen die Statue von einem Stier auf dem eine Frau sitzt. Das ist Europa (Namensgeberin unseres Kontinents), eine phönizische Prinzessin die das Pech hatte das Zeus, der alte Lüstling, ein Auge auf sie geworfen hatte. Damit Zeus sich mit ihr vergnügen konnte ohne das seine eifersüchtige Gattin Hera etwas mitbekommt, hat er sich in einen wunderschönen Stier verwandelt. Die arglose Europa hat sich dann dazu hinreißen lassen auf den Rücken des Stiers zu steigen und der schwamm einfach mit ihr über das Meer nach Kreta. Der nicht ganz freiwilligen Verbindung mit dem obersten Gott der Griechen hat ihr dann drei Söhne gebracht: Minos, Rhadamanthys und Sarpedon. Von Minos werde ich dann morgen berichten.