Warum der Plural beim Titel des heutigen Blog-Eintrages? Ganz einfach, unser erster Stopp heute war Kaunas, und diese Stadt war von 1920 bis 1940 die provisorische Hauptstadt des Landes. Unser Ziel heute war Vilnius - die alte und neue Hauptstadt Litauens.
Im Jahr 1361 wurde erstmals eine litauische Burg an der Mündung der Neris in die Memel erwähnt. Diese wurde wiederholt von Rittern des Deutschen Ordens erobert bzw. zerstört, aber gleich wieder von den Litauern wieder aufgebaut. Hauptgrund für die Angriffe des Deutschen Ordens: sie wollten ihre Territorien in Ostpreußen und in Livland miteinander verbinden, um so einen einheitlichen und kompakten Herrschaftsbereich von Estland über Livland bis nach Ostpreußen zu errichten.
Kaunas war im Jahr 2022 europäische Kulturhauptstadt. Der Altstadtkern ist nicht groß, hat aber doch ein paar nette Gebäude. So zB die Kathedrale St. Peter und Paul, eine dreischiffige Backstein-Basilika ohne Querhaus. Der Bau begann im Jahr 1410 im gotischen Stil, der dann im Laufe der Zeit mehrfach verändert wurde.
Vom Rathaus könnte man annehmen das es eine Kirche ist, der Rathausturm ist 53 Meter hoch und wird wegen seiner hohen, weißen Gestalt umgangssprachlich „Weißer Schwan“ genannt.
Kaunas war nie Hansestadt, aber es gibt das Perkūnas Haus das den Händlern von 1440 bis 1532 als Kontor diente. Heute gehört es den Jesuiten.
Kaunas hat aber auch eine dunkle Seite in der Geschichte, seit dem 16. Jahrhundert war es ein Zentrum des jüdischen Lebens in Litauen. Mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht im Jahr 1941 begannen dann Massenmorde an der jüdischen Gemeinde auf offener Straße. Es wurde ein neues Ghetto geschaffen und nach und nach wurden die Juden in 3 nahe gelegenen Forts ermordet oder in Konzentrationslager deportiert (um dann dort ermordet zu werden). Wir hören auf unserer Reise leider diese negativen Seiten nicht, maximal am Rande - ich finde aber man sollte nicht vergessen welche Grausamkeiten begangen wurden, und nicht nur von den deutschen Besatzern sondern auch von Nationalistischen Einheimischen. (Das gilt auch für uns in Österreich)
Weiter ging es dann nach Vilnius, der Hauptstadt Litauens. Morgen werden wir die meiste Zeit hier verbringen, ich habe aber noch einen kleinen Spaziergang unternommen. Diese Stadt wurde nie vom Deutschen Orden kontrolliert - ein Novum auf dieser Reise.
Es gibt auch eine Gründungslegende: Gediminas (so heißt auch der Turm unten rechts im Bild), litauischer Großfürst seit 1316, soll bei einer Jagd auf einem Hügel am Zusammenfluss der Neris und Vilnia gerastet haben. Dort träumte er von einem eisernen Wolf, der markerschütternd „laut heulte wie hundert Wölfe“. Der Pfeil, den er auf das Tier abfeuerte, prallte an dessen stählernem Körper ab. Beunruhigt bat er seinen heidnischen Hohepriester Lizdeika um die Deutung dieser Episode: „Was die Götter dem Herrscher und dem litauischen Staat beschieden haben, mag geschehen: der eiserne Wolf steht auf einem Hügel, auf dem eine Burg und eine Stadt errichtet werden – die Hauptstadt Litauens und die Residenz der Herrscher. Die Festung aber müsse fest wie Eisen sein, dann würde ihr Ruhm laut durch die Welt hallen”
Die Burg die dann errichtet wurde steht heute noch auf einem Hügel über der Altstadt. Hier wurde aber schon früher gesiedelt, man hat Spuren aus der Steinzeit gefunden. Die ersten urkundlichen Erwähnungen gehen auf das Jahr 1323 zurück. In jenem Jahr sandte Großfürst Gediminas in Latein verfasste Briefe an Kaiser, Papst, verschiedene Ritterorden und die Handelsstädte jener Zeit und warb um Kaufleute, Wissenschaftler und Handwerker als hochqualifizierte Gastarbeiter. Die Religion war ihm dabei egal - sehr fortschrittlich für seine Zeit.
Die Altstadt von Vilnius wird übrigens auch “Rom des Ostens” genannt - den es gibt hier über 50 Kirchen! Ich bin gespannt wie viele wir morgen besuchen werden.
Sehr markant ist die, in den beiden oberen Bildern abgelichtete, Kathedrale St. Stanislaus die auf das Jahr 1801 zurückgeht und im klassizistischen Stil errichtet wurde. Wie so oft befindet sich die Kirche an einer Stelle an der vor der Christianisierung eine heidnische Kultstädte gestanden hat. Der frei stehende Glockenturm war ursprünglich ein runder Verteidigungsturm der Unteren Burg aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Ich habe auch wieder einige Details in der Stadt entdeckt und bin schon darauf gespannt was wir morgen alles sehen und erfahren werden.
Bei meinem Spaziergang bin ich auch in die Generalprobe für den Amtswechsel des Obersten Militär-Kommandanten geraten (ich hoffe ich habe das korrekt übersetzt - hier ein kleines Video dazu.