Heute mussten wir uns von Estland verabschieden und es ging weiter nach Lettland. Wie schon die ganze Reise über ist die Landschaft die am Bus vorbeizieht immer gleich: Wälder und Felder - hier in Lettland sind auch ab und zu Häuser dazwischen.
Estland hat ja auch nur 1,3 Mio Einwohner (30,5 je km²), eigentlich ein Wahnsinn - in Wien alleine haben wir ca. 2 Mio (4.778 je km²). Auch Lettland hat nur 1,9 Mio. Einwohner (31 je km²). Und weil wir dort ja auch noch hinfahren: Litauen hat 2,6 Mio Einwohner (45 je km²).
Unser erster Stopp in Lettland war Cēsis, welches unter der Herrschaft des Deutschen Ordens Wenden genannt wurde. Die Stadt wurde 1224 zum ersten mal urkundlich erwähnt und war seit dem 14. Jahrhundert Mitglied der Hanse.
Die Burg Wenden wurde vom Schwertbrüderorden am Anfang des 13. Jahrhunderts erbaut. Die Schwertbrüder sind uns ja schon in Tallinn begegnet. Sie waren ein geistlicher Ritterorden und wurden zur Missionierung von Livland gegründet. Später wurden sie in den Deutschen Orden eingegliedert.
Hier ist übrigens auch die Wiege der lettischen Flagge - sie hat eine ähnliche Entstehungslegende wie unsere eigene Flagge: Hier wurde einst der lettische König Visvaldis im Kampf gegen fremde Eindringlinge verwundet. Als er sich auf die weiße Flagge der Kapitulation legte und starb, färbte sein Blut die Fahne rechts und links seines Körpers in tiefem Rot. Da, wo der Körper des Königs lag, blieb das Banner weiß. Seit 1270 ist das rot-weiß-rote Banner schriftlich bezeugt.
În der Stadt gibt es einige schöne Ecken, es gibt die typischen Holzhäuser zu sehen und natürlich auch einige Kirchen. So wie die Johannis Kirche (unten links) oder auch die Orthodoxe Verklärungskirche (unten rechts)
Das Highlight ist aber sicher die Burg - leider habe ich sie nicht von Innen besichtigt. Aber es beherbergt “nur “ ein Museum und ich gebe zu ich habe mich in unserer freien Zeit beim Stadtfest herumgetrieben.
Weiter ging es nach Turaida, einer Burg die über dem Fluß Gauja liegt. Der Name stammt aus der livischen Sprache, die der Sprachgruppe der finnisch-ugrischen angehört, und bedeutet soviel wie “Gottesgarten”. Hier wurde vor der Christianisierung der Gott Tar angebetet - wir kennen ihn als den Donnergott Thor. Man könnte den Ortsnamen also auch als “Garten des Thors” übersetzen.
Diese Burg ist übrigens keine Schwertbrüderburg - die lag auf der anderen Seite des Flusses - sondern gehörte dem Bischof von Riga. Die heutige Burg (besser gesagt Ruine) wurde, nachdem der hölzerne Vorgängerbau ein Raub der Flammen wurde, im Jahr 1214 neu, und aus Stein, wieder aufgebaut.
Es gibt auf dem Gelände noch mehr zu sehen, zB eine der ältesten Holzkirchen in Lettland. Die Kirche bezaubert durch ihre Bescheidenheit und die restaurierte Innenausstattung des 18. Jahrhunderts (siehe unten 2tes Bild)
Auf dem ganzen Areal sind auch Skulpturen zu finden die an die lettischen Volkslieder erinnern sollen - eine der Skulpturen habe ich als Rahmen für die Kirche genutzt.
Die Skulpturen stammen vom Künstler Indulis Ranka. Leider gibt es keine Erklärungen aus welchen Volksliedern sie stammen bzw. was genau dargestellt wird.
Wofür leider keine Zeit mehr blieb war der Beuch der unterschiedlichen Gebäude des Landgutes. Ich habe nur noch die Schmiede und und das Kutschenhaus geschafft.
Unsere Reiseleiterin Gabrielé stammt übrigens aus Litauen. Hier erzählt sie uns gerade von der Legende der Rose von Turaida - wieder eine tragische Liebesgeschichte (aber wenigstens wird hier niemand bei lebendigen Leib eingemauert). Wobei laut meinen Recherchen ist es keine Legende - es gibt anscheinend Gerichtsakten aus dem 17. Jahrhundert die den Fall behandeln.
Nach einer Schlacht zu Füßen der Burg Turaida im Mai 1601 fand der Burgschreiber Greif auf der Suche nach Überlebenden ein Neugeborenes in den Armen seiner toten Mutter. Er zog das Mädchen wie eine eigene Tochter auf und gab ihm den Namen Mai. Wegen ihrer großen Schönheit erhielt sie als sie herangewachsen war den Beinamen Rose. Mit dem aus Deutschland eingewanderten Landschaftsgärtner Viktor Heil verband sie eine tiefe Liebe, im Herbst 1620 wollten die beiden heiraten. Kurz zuvor lockte ein Bote – vermeintlich in Viktors Auftrag – Mai Greif zur Gutmannshöhle, ihrem gewöhnlichen Treffpunkt. Sie begab sich in Begleitung von Lenta, der achtjährigen Tochter ihres Adoptivvaters, dorthin. Dort lauerte ihr der polnische Söldner Adam Jakubovski in der Absicht auf, sie zu vergewaltigen, da sie seinen Heiratsantrag abgelehnt hatte. Mai bot ihm ihr Halstuch, das den Träger unverwundbar mache, falls er sie gehen ließe, und forderte ihn auf, die Wirkung des Tuches an ihr zu erproben. Nach kurzem Zögern verwundete Jakubovsky sie daraufhin tödlich mit seinem Schwert.
Am Abend fand Viktor in der Höhle die Leiche seiner geliebten Mai. Zunächst fiel der Mordverdacht auf ihn. Vor Gericht trat jedoch ein Zeuge namens Peter Skudritz auf und sagte aus, er habe Mai in Jakubovskis Auftrag zur Höhle gelockt und die Tat mit angesehen. Der Mörder selber habe sich inzwischen erhängt. Lenta, die nach einigen Tagen des Umherirrens aufgefunden wurde, bestätigte diesen Tatverlauf. Nach der Beisetzung seiner Verlobten bei der Burg kehrte Viktor Heil in seine Heimat zurück.