Heute haben wir Tallinn endgültig hinter uns gelassen und sind zur Insel Saaremaa aufgebrochen. Auf dem Weg dorthin haben wir einen Stopp bei der Bischofsburg Haapsalu eingelegt. Leider haben wir sie nur von Außen besichtigt, aber wir waren ja eh nicht zum Vollmond hier - denn dann kann man mit Glück die “Weiße Dame” erspähen die hier spuken soll.
Während der Herrschaft des Bischofs von Ösel-Wiek war jeder Kanoniker zu einem keuschen und tugendhaften Leben verpflichtet. Frauen war der Zutritt zur Bischofsburg bei Todesstrafe verboten. Nach der Legende soll ein Geistlicher des Bischofssitzes in ein estnisches Mädchen verliebt gewesen sein, das er heimlich in die Bischofsburg schmuggelte. Sie verkleidete sich dort als Chorknabe und lebte lange Zeit mit ihrem Geliebten zusammen. Bei einem Besuch des Bischofs kam allerdings das wahre Geschlecht des „Knaben“ ans Licht. Der Kanoniker musste zur Strafe im Gefängnis verhungern. Das Mädchen wurde lebendig in die Wände der Kapelle eingemauert. Ihr ließen die Maurer ein Stück Brot und einen Krug Wasser. Eine Zeitlang waren die Hilfeschreie des Mädchens noch zu hören, bevor sie verstummten. Aber ihre Seele findet keine Ruhe und so erscheint sie seit Jahrhunderten jährlich am mittleren Fenster der Kirchenkapelle, um ihren Geliebten zu betrauern – als Symbol für die Unsterblichkeit der Liebe.
Danach ging es mit der Fähre hinüber zur Insel Saaremaa, der größten Insel Estlands. Sie ist die viertgrößte Ostseeinsel nach Seeland, Gotland und Fünen.
Die Überfahrt war nicht sehr spektakulär und dauert auch nicht sehr lange. Aber man konnte zu meiner Freude viele Kormorane sehen und fotografieren.
Dann ging es wieder mit dem Bus weiter (heute sind wir viel gefahren) - wer wissen will wie die Landschaft in Estland aussieht: Felder und Wälder.
Nach einem kurzen Stopp in unserem Hotel sind wir dann noch an die Südspitze der Insel nach Sääre gefahren. Der Leuchtturm Sõrve (estnisch Sõrve tuletorn) ist der zweitälteste Leuchtturm Estlands und ist 53m hoch.
Das Gebiet ist ideal für Seevögel und scheinbar auch für Kite-Surfer. Bis in die 1990er Jahre diente Sõrve (so heißt die Halbinsel) als Gelände für Raketenabschussbasen der sowjetischen Luftabwehr. Relikte aus dieser Zeit sind noch zu sehen.
Nach dem Abendessen habe ich dann noch einen ersten Spaziergang durch Kuressaare gemacht. Der historische deutsche Name der Stadt, Arensburg (niederdeutsch für „Adlerburg“), geht mir ehrlich gesagt leichter über die Zunge. Das estnische ist mit dem finnischen verwandt und somit für mich ein Buch mit Sieben Siegeln.
Morgen werden wir auch die Burg besichtigen und etwas über die Geschichte der Stadt erfahren. Darauf freue ich mich, denn mir gefällt es nämlich schon jetzt. (Kein Wunder bei dem Licht"!)